Auszeit in Taizé

Nachricht 22. Mai 2022

von Konstantin Klenke

Die verlängerte Karwoche von Palmsonntag bis Ostermontag haben wir, 16 junge Menschen aus ganz Niedersachsen und darüber hinaus, in diesem Jahr mit den Diakoninnen Hannah Stolzenburg und Anna Clausnitzer in der ökumenischen Bruderschaft von Taizé verbracht. Die Bruderschaft ist eine Art internationales Kloster und vor allem für die Wiederholgesänge bekannt, die in dem kleinen Ort in Frankreich entstehen und weltweit erklingen – aber auch für die vielen jungen Menschen, die nach Taizé kommen.

Den typischen Taizé-Tagesablauf haben wir schnell kennengelernt: Er besteht aus jeweils einer Gebetszeit mit Gesängen morgens, mittags und abends und Mahlzeiten vorher oder hinterher. Dazwischen bekamen wir ganz nach dem Motto „ora et labora“ (bete und arbeite) eine Zeit für eine Bibeleinführung und eine Zeit zum Arbeiten: In der Bibeleinführung sprach zuerst ein Bruder über einen Bibeltext, dann unterhielten wir uns in kleineren Gruppen weiter darüber. Beim Arbeiten unternahmen wir unterschiedliche Aufgaben, zum Beispiel Toiletten putzen, die Kirche dekorieren, Kranke und Verletzte in die Notaufnahme fahren, Essen ausgeben oder Nachtwache halten. Sowohl die Bibelgruppe als auch die Arbeit haben es erleichtert, auf neue Gedanken zu kommen, Leute kennenzulernen und lustige, interessante und tiefsinnige Gespräche zu führen. Ungefähr 1.500 Menschen waren am Ende der Woche in Taizé – vor Corona waren es um Ostern sogar immer bis zu 6.000.

Durch die Karwoche erlebten wir auch einige Besonderheiten: An Gründonnerstag konnten wir uns beim Abendgebet von den Brüdern die Füße waschen lassen. An Karfreitag gab es die Möglichkeit, um das Kreuz in der Kirche zu beten. An Karsamstag wurde die gesamte Dekoration aus der Kirche entfernt und es war keine Orgel zu hören. Den Beginn des Ostersonntags feierten wir mit einem Gebet im Sonnenaufgang am Lagerfeuer unter dem wolkenlosen Himmel. Im Gottesdienst danach gab ein Bruder vor seiner Familie, den Brüdern und Gästen sein lebenslanges Gelöbnis ab, um in die Bruderschaft aufgenommen zu werden – ein sehr emotionaler Moment.

Für viele von uns ein weiterer berührender Höhepunkt: ein einstündiges Gespräch unserer Gruppe mit Bruder Jérémie, der seit 2016 der Gemeinschaft angehört. Jérémie sprach mit uns sehr offen, intim und nachdenklich über seinen Weg nach Taizé, das Leben in der Bruderschaft und seinen Glauben.

Die Zeit zwischen den festen Programmpunkten nutzten wir für Spaziergänge und Gespräche, Gedichte und Tagebucheinträge, Stillezeiten und Power-Naps, Einkäufe bei benachbarten Bauern oder in einem kleinen Laden und Zusammenkünfte am bruderschaftseigenen Kiosk. Zu den meisten Mahlzeiten und einmal nachmittags trafen wir uns gemeinsam als Gruppe und sprachen darüber, was wir am Tag erlebt hatten. Aus vielen verschiedenen Menschen wurde im Laufe der Woche eine starke Gruppe voller Nähe und Vertrauen, in der wir alle schon sehr auf eine nächste Taizé-Fahrt spätestens zu Ostern im kommenden Jahr hinfiebern.

Die Freizeit wurde durch das Bundes-Aktionsprogramm Aufholen nach Corona unterstützt. Wir danken, dass so allen Menschen diese Erfahrung ermöglicht wurde!